Die Kraft des Erzählens
Uns wird berichtet, dass Jesus eine besondere Kraft des Erzählens hatte. Mehr als nur ein guter orientalischer Geschichtenerzähler. Die Leute, die ihm damals zuhörten, spürten, dass von seinen Worten Autorität ausging. Sie trafen ins Herz. Einige erkannten, dass es weltbewegend war, was sie da mit Jesus erlebten.
Dass die Erinnerung an seine Taten und Worte nicht verloren gehen durfte, weil sie das ganze Leben erfassen können und Kraft haben zu verwandeln.
Und so schrieben es Einige auf. Was für ein Glück für uns. Denn so können wir auch 2000 Jahre später über das Leben von Jesus verlässlich nachlesen.
Erzählen in der senfkorn.- Entdeckergruppe
In Gotha-West treffen wir uns jede Woche mit einigen Leuten aus dem Stadtviertel zu unserer Entdeckergruppe. Dann erzählen wir eine Geschichte aus dem Leben von Jesus, so wie wir sie im Neuen Testament nachlesen können. Wohlgemerkt: Wir erzählen. Mündlich. Wir sind nicht etwa gegen Lesen. Ganz im Gegenteil.
Aber beim mündlichen Erzählen entsteht ein dynamisches Hin und Her zwischen dem Erzähler oder der Erzählerin und den Zuhörern.
Bilder tauchen auf vor unserem inneren Auge, die Worte klingen in uns. Und was da noch nachklingt, das legen wir dann zusammen. Kollektives Gedächtnis sozusagen. Wir erzählen es uns noch mal. Manchmal sind nur Einzelteile, Bruchstücke geblieben, die wir dann eher mühsam noch mal zusammensetzen, beim Erzählenden noch mal nachhören. Wir fragen uns: Haben wir etwas dazu gedichtet, was gar nicht gesagt wurde? Oder was haben wir völlig übersehen, vergessen?
Bis wir nicht die ganze Geschichte gemeinsam noch mal erzählen können, geben wir nicht auf.
Da ist oft schon eine lange halbe Stunde vorbei. Wenn uns jetzt morgen jemand fragen würde, worüber wir denn eigentlich in der Entdeckergruppe geredet haben, hätten wir ganz gute Chancen, es wiederum weiter erzählen zu können.
Haben wir gemeinsam unserem Erinnerungsvermögen aufgeholfen, dann bedenken wir miteinander Fragen:
- Was entdecken wir in dieser Geschichte, wie Jesus ist? Oder wie Gott ist?
- Was entdecken wir über die Menschen in der Geschichte? Sind wir auch so?
So geschehen letzte Woche.
Da hatten wir gehört, dass Eltern ihre Kinder zu Jesus bringen wollten, damit er ihnen von Gott etwas Gutes zuspricht, sie segnet. Die Schüler von Jesus ließen sie aber nicht durch. Als Jesus das mitbekam, wurde er so richtig sauer. „Auf keinen Fall dürft ihr den Kindern den Weg zu mir versperren. Solchen wie ihnen steht Gottes neue Welt offen!“
Unser Erzähler war laut geworden an dieser Stelle. Jemand aus dem Kreis war richtig ein bisschen zusammengezuckt. Weiter erzählt er: Jesus sagte: „Ich sage es euch noch mal ganz klipp und klar: Wer sich Gottes neue Welt nicht schenken lässt, wie eines dieser kleinen Kinder, der wird keinen Zugang dazu finden!“. Und dann nahm Jesus die Kinder in seine Arme und segnete sie.
Stille im Raum. Manchen ist diese Geschichte bekannt, einigen neu. Für alle ist sie beeindruckend. Die Ohren gespitzt beim Zuhören haben wir. „Jesus war ja gar nicht immer nett.“, sagt jemand. Und jemand führt es weiter: „Ja, genau, die Schüler von Jesus haben vielleicht rote Ohren bekommen, als er sie vor allen Leuten geschimpft hat.“ Gedanken und Beobachtungen wandern in der Gruppe umher, werden ergänzt, es wird widersprochen. „Jesus war anders als der Rattenfänger von Hameln.“ Und: „Ja, irgendwie wussten die Eltern, dass sie ihm vertrauen konnten.“
Beispiele aus dem Leben der Leute kommen dazu. Eine ganze Weile noch kreisen wir um die Geschichte.
Unbedingt möchten wir verstehen, was Jesus da gemeint hat. Denn am Ende, so spüren wir, bleibt alles Nachdenken fruchtlos, wenn es das Leben nicht bewegt.
„Kinder laufen sofort, wenn ihnen etwas weh tut, zu Mama oder Papa. Wenn wir Gott so vertrauen wie die Kinder – zu ihm laufen, damit er uns hilft – dann landen wir vielleicht weniger in den Sackgassen von Sucht, Konsum oder gegenseitiger Beschuldigung?“
Dieser Gedanke am Ende unserer Entdecker-Zeit begeistert uns. In diese Richtung wollen wir uns bewegen lassen.
Eine Entdeckergruppe starten
Entdeckergruppen wie unsere im senfkorn. eignen sich besonders auch für Leute, denen die Bibel neu ist. Man braucht kein Vorwissen, hat dabei aber Gelegenheit, die biblischen Geschichten intensiv kennenzulernen und sie mit dem eigenen Leben in Beziehung zu bringen.
Das Vorgehen ist einfach und wird auf der ganzen Welt angewendet.
Für unsere Entdeckergruppe haben wir den Weg gewählt, die Geschichten von Jesus „by heart“, also auswendig zu erzählen und zu bedenken.
Inspiriert dazu hat uns Fred aus Berlin. In seinem fünfteiligen Online-Kurs kann man sehr praktisch lernen, biblische Geschichten zu erzählen. Ihr könnt ihn kontaktieren, wenn euch das interessiert.
Erlebt, wie wir, die Kraft des Erzählens!
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Aktion: Entdeckergruppe
Von: Ute und Frank Paul
Wann: jeden Dienstag, 17-19 Uhr
Wo: August-Creutzburg-Str. 3, Senfkorn-Wohnzimmer
Wer: Erwachsene
Info bei Frank Paul